Er reiste zu den bezaubernden Orten des Mittelmeeres. So ist es eine klare Sache, dass Erzherzog Ludwig Salvador auch nach Mallorca kam. 1872 wurde er mit dem Kauf der „Finca Miramar“ dort sesshaft und durch den Kauf weiterer Anwesen 1872 zum „Adoptivsohn der Balearen“ ernannt. Der Spross der Habsburg-Dynastie wird bis heute von den Mallorquinern verehrt, da er die Insel liebte wie ihre Einwohner selbst es nicht besser können. So wird ihm derzeit eine Ausstellung vom „Ajuntamiento de Palma“ gewidmet mit dem Titel „Von Florenz über Prag nach Mallorca“ (23. bis 28. Februar 2015).
Was war für die Insel Mallorca der Grund, ausgerechnet einen Österreicher zu einem der am meisten wertgeschätzten Bürger zu machen, gab es doch immer viele „Ureinwohner“, denen genug Respekt gezollt wurde?
Mir wurde bei meinem Aufenthalt bei einer Freundin in Soller schnell klar, dass Ludwig bis heute zum Aussehen der Insel beitragen hat. Ganz am Rand der Klippen an der Nordküste Mallorcas legte er einen Reitweg an, der bis heute einer der beliebtesten Wanderwege ist. Gute fünf Stunden sind für die 13 Kilometer einzuplanen, um die 900 Meter Höhenunterschied auf grob gepflasterten und steinigen Wegen zu überwinden.
Am besten zu erwandern sind die alten Pfade von Ludwig Salvador im Frühjahr und im späten Herbst. Von Valdemossa aus geht es hoch zum Plateau de Pouet durch Kiefernwälder. Dort befindet sich ein Steintor, das auf den Reitweg mit dem Teilstück „Mirador de ses Puntes“ führt. Der Blick auf die Steilküste Mallorcas und das Meer ist eines der Highlights dieses Wandertages. Zum Gipfel des Berges Veia mit seiner alten Schutzhütte ist es von dort aus nicht mehr so weit.
Die wirklich atemberaubenden Teilstrecken des Reitweges beginnen erst jetzt. Über Serpentinen geht es erst jetzt weiter auf den nächsten Aussichtspunkt mit Blick auf Deia und Port de Soller. 1064 Meter hoch ist der Berg „Teix“, den wir auf unserer Wanderung nur streifen, denn Ludwig Salvadors Reitweg macht sich von dort aus auf den Rückweg nach Valldemossa. Die Landschaft dort ist erst steinig und es gibt kaum Bäume, doch dann gelangt man auf dem letzten Stück kurz vor der Pla de Pouet durch einen wunderschönen Steineichenwald, der für das Tramuntana-Gebirge so typisch ist. Das Steintor weist uns den Weg zurück nach Valldemossa.
Meine Freundin ist diesen Reitweg gegangen und hat eine Fotoserie erstellt, die die Schönheit der Insel in ihrer reinsten Form festhält. Seine Bücher sind bis heute auf Mallorca in aller Munde, und dafür habe ich großes Verständnis. Respekt und Liebe zur Landschaft mit seiner Flora und Fauna zeichnen die Werke Ludwigs Salvadors aus, dessen 100. Todestag sich in diesem Jahr am 12. Oktober jährt. „Amics de l’Arxiduc“, Freunde des Erzherzogs: So heißt der Verband mit rund 250 Mitgliedern auf Mallorca, die in diesem Jahr an den „gran turista“, den großen Touristen der Insel, erinnern.
Schon damals widmete sich Ludwig der Ökologie der Insel, der Ethnologie sowie dem Denkmalschutz. Als Mitglied des österreichischen Königshauses – er war 17. In der Thronfolge – nutzte er seinen privilegierten Stammbaum für das Erlernen fremder Sprachen und das Studium der Natur-wissenschaften. Seine erste Reise unternahm der 1867 unter dem Decknamen Ludwig Neudorf von Ibiza kommend nach Mallorca. Zwei Jahre später wurden die ersten Werke über die Balearen und die dort heimische Insektenwelt publiziert.
Ludwigs sammelte akribisch in Wort und Bild Informationen über alles, was die Insel anbelangt. Er systematisierte Daten über Flora und Fauna und widmete sich somit schriftlich der Aufzeichnung der Natur. Mit gutem Beispiel ging er voran, als er ein 16 Kilometer breites und zehn Kilometer tiefes Teilstück zwischen Valldemossa und Deia kaufte, in dem kein Haus gebaut und lediglich diejenigen Tiere getötet werden durften, die der Nahrung dienten. In diesem wunderschönen Teilstück der Insel befand sich auch sein späterer Hauptwohnsitz Son Marroig, den er nach den beiden großen Gütern Son Moaraques und Son Miramar baute. Für Touristen der damaligen Tage, die seinen Reitweg erklommen, baute er ein Gästehaus, in dem galt: Drei Tage Logis frei. Essen ist mitzubringen.
Ludwig Salvador schrieb einmal, er Reise um die Welt, ob er wolle oder nicht. 30 Jahre wanderte er zu Fuß oder mit seinen Schiffen von Land zu Land, von Insel zu Insel. 1897 wurde das siebenbändige Kompendium „Die Balearen in Wort und Bild“ veröffentlicht. ein Jahr später wurde es zu einer zweibändigen Ausgabe erneut aufgelegt.
Viele Geschichten ranken sich bis heute um den „ungekrönten König“ Mallorcas. Viele von ihnen werden gerade in diesem Jahr wieder in aller Munde sein. Die Insel wird seinen Todestag, der in das Jahr fällt, als der Erste Weltkrieg begann, gebührend feiern. Die Freunde des Erzherzogs, der immer als Sonderling am Hofe galt, werden dafür sorgen. Das Informations-zentrum „Costa Nord“ in Valldemossa“ widmet dem Mallorca-Freund stetige Ausstellung und Zuneigung.
Und da ist noch die kleine Historie, die auf Mallorca bis heute in aller Munde ist.
Salvador war einmal wieder auf der Insel unterwegs, als er einem mallorquinischen Bauern half, einen feststeckenden Trecker aus dem Acker zu ziehen. Das war sein erstes Trinkgeld – und sein erstes selbstverdientes Geld.