Mallorcas Mohn im Mai ist eine rote Augenweide

...........die Natur protzt im Frühjahr so richtig mit viel Farbe

Der Mohn im Mai – ein Traum auf Mallorca. Meine Schwester schwärmt davon, seit es im Winter in Deutschland so schlimm geschneit hat. „Der Mai ist für mich die schönste Zeit des Jahres auf meiner Lieblingsinsel“, sagte sie immer träumerisch, wenn sie auf den wirklich schneeweißen Rasen ihres Gartens blickte. Da wir bislang immer den Hochsommer als Reisezeit bevorzugt hatten, überlegten wir angesichts des nieseligen Wetters in Hamburg, uns dieses Jahr zusätzlich ein paar Tage Auszeit im Wonnemonat zu nehmen, auf dessen Wetter man sich in Deutschland wegen der ungeliebten Eisheiligen ja auch nicht verlassen kann.

Da wir sonst immer an die Südwestküste der Insel gefahren sind und ich mir nicht vorstellen konnte, dort diese Mohn-Wonne zu erleben, musste ich mich erkundigen, in welchem Teil der Insel denn die Blütenpracht alles in ein rotes Farbenmeer taucht. „Fahr in den Osten“, sagte meine Schwester. Rund um Manacor werdet ihr fündig. Und nehmt die Kamera mit“.

Da wir diesmal den ländlichen „Trip“ auf die Insel wirklich auch auf dem Land verbringen wollten, mieteten wir eine kleine Finca in ganz ruhiger Lage. Wie wunderschön ruhig es da sein würde, konnten wir uns erst vorstellen, als wir vom Hausservice eingecheckt wurden. In die Innenstadt von Manacor waren es nur fünf Kilometer mit dem Auto – Einkaufsmöglichkeiten vorhanden, keine Frage.

Sobald man die Möbelstadt allerdings verlässt, wird es grün. Sagen wir eher: rot. Zumindest jetzt um diese Jahreszeit im Mai. Die Stadt wirkt geschäftig auch außerhalb ihres Zentrums, denn überall sind die Landwirte auf den Feldern aktiv, um Paprika zu pflanzen, Tomaten, Auberginen und all das mediterrane Gemüse, das hier auf der großen Baleareninsel sicher besser schmeckt als in unserer deutschen nordischen Heimat.

Sie können sich gar nicht vorstellen, wie viele Stunden wir im Auto verbrachten und zu Fuß durch die wunderschöne hügelige Landschaft im Inselosten marschierten. Und bei einer unserer Einkaufstouren, wo wir in einem Obst- und Gemüseladen frische Artischocken und jede Menge Salatsorten kauften, stießen wir ganz zufällig auf eine Bar an einem Kreisel, wo es Elektroräder, auch E-Bikes genannt, zu leihen gab. Wir zögerten nicht lange und reservierten zwei für den nächsten Tag, denn das Wetter versprach Sonne pur und Temperaturen um die 25 Grad. Optimal für eine Radtour, dachten wir.

Und so war es dann auch. Wir streiften mit dem Rad den ganzen Tag Richtung Son Macia, ein kleines Dorf in unserer Nähe. Und danach machten wir uns gegen Mittag an die Küste auf. Die kleinen Buchten Cala Romantica, die auch Estany den Mas genannt wird, steuerten wir zuerst an. Danach die Cala Mandia, in der es schon recht lebhaft zuging, denn hier sind auch viele Hotels. Die Cala Anguila ist unsere Lieblingsbucht, denn dort waren nur wenige Badefreunde am Strand. Und wir wagten sogar schon einen kurzen Sprung ins Mittelmeer, obwohl das nun um die 18 Grad hat. Aber: Erfrischend war das nach dem zugegebenermaßen schweißtreibenden Radrundweg.

Verlassen Sie die Bucht, erreichen Sie schnell das, was den Charme und das Ambiente der östlichen Insellandschaft ausmacht. Die so genannte „Garriga“ oder Macchia mit ihren wilden Ölbäumen, Zistrosen, Mastixsträuchern und Zwergpalmen beherrscht hier das Bild. Und das ist eine wahre Augenweide, die sich hier entwickelt hat. Die Flora und Fauna gehöre, so hatte schon meine Schwester schon geschwärmt, ganz einfach zu Mallorca. Und sie ist nicht von menschlicher Hand geschaffen, sondern ganz natürlich gewachsen.

Da wir nach dem sportlichen Tag ein bisschen Ruhe brauchten, machten wir uns gegen Mittag nach einem ausgedehnten Frühstück auf der Finca in Richtung Porto Christo auf. Das kleine Hafenstädtchen liegt zwar zehn Kilometer von uns entfernt, ist aber dennoch sein Hafen. Direkt an der Mole kauften wir zwei Tickets für eine „kleine Kreuzfahrt“ und erlebten die Buchten, die wir mit dem Rad erkundet hatten, nun von der Seeseite. Und damit auch die vielen kleinen Höhlen, die die felsige Küste des Ostens „durchwachsen“. Gut, dass es keine Möglichkeit gibt, mit dem Rad über das Wasser zu fahren. Denn dann wäre die steinige Idylle dort nicht so ein unvergesslicher Traum.