San Salvador

Immer, bevor wir nach Mallorca fahren, schließe ich mit meiner Freundin einen Handel ab: Wir fahren keinesfalls ins Tramuntana-Gebirge, denn ich leide an Höhenangst. Und die Gipfel und Steilhänge sind mir einfach zu hoch oder zu tief – je nachdem, wie man das sehen mag. Dafür verspreche ich ihrer sportlichen Betätigung im Flachland auf dem Fahrrad. Diesen Oktober allerdings habe ich mir eine Tapferkeitsmedaille verdient, die mir in Form eines leckeren Essens in Palma verliehen wurde, denn wir bezwangen den San Salvador im Inselosten. Per Auto, aber immerhin.

Ich muss sagen: Ich bereue den Ausflug hoch hinaus keinesfalls.

Wir starteten im Südwesten der Insel, wo wir unsere Wohnung bezogen, und fuhren quer übers Land Richtung Manacor. Auf der Landstraße zwischen Felanitx und dem schönen Hafenstädtchen Portocolom geht es rechts ab den Berg hinauf. Beträchtliche Serpentinen meisterte ich mit feuchten Händen und einer Menge Herzklopfen, aber dafür wurden wir mit einer Aussicht belohnt, die ich niemals vergessen werde.

Hoch oben auf dem Berg, dessen Spitze 509 Meter über dem Meer liegt, konnten wir bis zur Insel Cabrera schauen, auf die Bucht von Alcudia und Pollensa im Norden Mallorcas, natürlich auf die nahe gelegenen Orte. Und auch das Tramuntana-Gebirge strahlte in seiner ganzen Größe in der Sonne. Ich muss da nicht hin, aber aus der Ferne ist das Panorama mit den hohen Felsmassiven schon beeindruckend.

Ein Stück mallorquinischer Kultur nimmt man beim Besuch des San Salvador ganz automatisch mit. Und das ist ein Muss. 1348 wurde mit dem Bau des Klosters begonnen, das eher wie eine Festung anmutet. Die Kirche, wie sie heute ist, entstand am Anfang des 18. Jahrhunderts und ist bis heute Pilgerstätte – nicht nur für Gläubige, sondern auch für Radler. Denn die schleppen sich mit strammen Waden die Serpentinen hoch und kehren gleich wieder um bergab. Eine anständige Leistung bei den Steigungen.

Die Kirche selber ist prunkvoller gestaltet, als es von außen vorstellbar ist. Der barocke Hochaltar aus dem 15. Jahrhundert sowie die wunderschöne Marienstatue, die im 13. Jahrhundert gefunden wurde: An sie erinnern sich die Mallorquiner immer, wenn sie hoch oben die Messe besuchen. An Sonn- und Feiertagen stets um 17 Uhr.

In der Kirche, in der gerade Restaurierungsarbeiten stattfinden, habe ich ganz neugierig in die beiden Löcher geschaut, die  gleich rechts hinter dem Eingang ziemlich weit unten in der Wand sind. Gleich unter der Stelle, wo sich zur Weihnachtszeit die Krippe befindet. Werfen Sie mal einen Blick hinein. Die „Heiligen Drei Könige“ sind dort immer präsent, gut geschützt hinter Glas.

Nur noch wenige Wochen – und sie sind wieder auf der Reise.