Talayoten

Mallorca im Winter, das ist für mich immer eine Reise in die Geschichte der Insel. Wenn ich das meinen Freunden zu Hause erzähle, schütteln die immer mit dem Kopf. Mallorca und Kultur, ja gibt es das denn überhaupt? Die wenigsten wissen, dass die Insel natürlich eine lange und spannende Geschichte hat, aber wenn man meint, bloß Strand und Sand hätte die Insel zu bieten, dann ist man einfach ein Ignorant.

Im Laufe vieler Jahre habe ich mir immer ein bestimmtes Stück der Historie vorgenommen. In diesem Winter hatte ich mich mit Büchern über die talayotische Kultur eingedeckt und erfuhr, dass die Talayoten vor allem auf den Balearen ihre Spuren hinterließen. Und damit machte ich mich auf die Suche auf Mallorca. Eine Ferienwohnung im Inselosten machte mir nach dem Studium der geschichtsträchtigen Inselkarte am meisten Sinn, denn viele der Erinnerungen an diese Zeit befinden sich hier.

Die talayotische Epoche ist die letzte prähistorische Kultur, bevor die Römer nach Mallorca kamen. Reste ihrer Siedlungen stammen aus der Zeit des 13. Jahrhunderts bis zum 2. Jahrhundert vor Christus. Da staunt man doch: Menschen lebten schon so viele, viele Jahre hier, bevor die Insel überhaupt zum Ferienziel wurde.

Den damaligen „Mallorquinern“ war, so lernte ich, Besitz von privaten Dingen nicht wichtig. Sie teilten mit ihren Mitbewohnern alles, was es gab. Sie lebten in Siedlungen, die in der Hauptsache aus großen Steinen gebaut wurden. Zugegeben: An manchen der Stätten, die harte Zeitzeugen dieser Ära sind, würde man einfach vorbeifahren, wenn man sich nicht mit der Geschichte Mallorcas beschäftigt.

Die Lebensweise dieses friedlichen Völkchens war familiär und von absolutem Gemeinschaftsdenken bestimmt. Die Talayoten bauten Haus um Haus mit den Steinen, die sie auf der Insel fanden. So entstanden Siedlungen, die mit einer Feuerstelle und einem Kamin und Türmchen für sogenanntes Gemeinschaftseigentum sorgten. Dort traf man sich, hielt Versammlungen ab, sorgte für die Kommunikation untereinander und plante sein einfaches Leben. Die Türme waren den Talayoten besonders wichtig, denn: Gab es Dinge zu besprechen, kletterte einer auf den Turm und rief zur Versammlung auf. Der Turm, höchste Stelle der Siedlung, diente außerdem zur Observierung des Viehs.

Damals schon waren Ziegen, Schafe, Rinder auf der heutigen Ferieninsel zu Hause. Die Ur-Mallorquiner und damit auch die Talayoten schätzen ihre Tiere wie heute. In der Inselmitte in der Nähe von Llucmajor sowie in S’Illot, Arta, Felanitx und im Tramuntana-Gebirge sind die steinigen Zeitzeugen dieser Kultur bis heute zu sehen.