Sie heißt „Fira y Jornades de la Taronja“ und es dreht sich bei ihr so ziemlich alles rund um die Zitrusfrucht namens Orange: Alljährlich feiert das kleine Bergstädtchen Soller sein Orangenfest im April und lädt dabei zu allerlei Aktivitäten mitten im Tramuntana-Gebirge ein. Auch in Puerto de Soller sowie im nahe gelegenen Dörfchen Fornalutx bitten die Einheimischen zum Besuch, denn ihrer Ernte zollen sie stets Ehre und laden zu diesen Feierlichkeiten gerne ein.
Da sind die Restaurants natürlich in freudiger Erwartung, denn sie bieten viele verschiedene Gerichte rund um die „Naranja“ an – so heißt die Orange auf Spanisch, in der mallorquinischen Sprache ist sie die „Taronja“, aber deshalb nicht weniger süß. Soller, im Jahr 2011 zum Unesco-Weltkulturerbe aufgestiegen, macht sich also jedes Jahr im April für die große Fiesta bereit.
Bei dem Markt dreht sich alles rund ums Pellen der Naranja, aber auch ums Trinken. Denn der Orangen-Sirup aus Soller, den es fertig in Flaschen zu kaufen gibt, ist ein wahrer Genuss. Wer es lieber etwas „reichhaltiger“ mag, wird gerne „Angel D’Or“ probieren. Ob ein Drink für den Sommer oder für den Winter – diese Entscheidung sei jedem selbst überlassen. Aber der Orangen Likör, ebenfalls in Soller hergestellt, besticht durch fruchtigen Geschmack. Eigens für ihn fand sogar im Jahr 2008 anlässlich einer Strandparty ein regelrechter Wettbewerb statt ganz nach dem Motto: Wer macht den besten Drink mit Angel D’Or? Der Likör wird auf der Finca „Can Posteta“ im Soller-Tal aus vollreifen Früchten hergestellt und ist ein echter Gaumenschmeichler. Mit 31 Prozent ist man dabei.
Schon seit über 600 Jahren ist gerade die Landschaft rund um Soller als Hauptanbaugebiet von Orangen bekannt, weshalb dieser Teil des Gebirges auch „Tal des Goldes“ genannt wird. Um die 120 000 Orangenbäume wachsen hier und tragen jedes Jahr reichlich Früchte.
Die Finca „Can Posteta“ überrascht aber mit viel mehr als „nur Likör“. Auch das Orangenbrot, das „pan de naranja“, wird hier hergestellt. Es besteht unter anderen Zutaten auch aus Mandeln und bekommt durch Anis seinen ganz besonderen Geschmack. Orangenbauer wissen: Die Devise bei der Ernte heißt: Warten. Denn Orangen werden immer süßer, je länger sie am Baum hängen bleiben dürfen, denn ihre Säure baut sich durch die Wärme nach und nach ab.
Bei Melonen ist allseits bekannt, dass sie in der Hauptsache aus Wasser bestehen. Und wer hätte es gedacht: Auch die Orange hat einen ungefähren Wasseranteil von 85 Prozent. Dazu kommen um die acht Prozent Kohlenhydrate, ein Prozent Protein, 0,2 Prozent Fett und 1,6 Prozent Roh Faser. Sie enthält außerdem Vitamin B und C (100 Gramm Orangenfleisch haben 50 Milligramm davon), viel Carotin sowie Eisen und Phosphor, das im Körper vorhanden ist, um Energie zu gewinnen, zu speichern und die Zellteilung schön in Gang zu halten. Selbst die Schale ist nicht ohne, denn sie hat Pektine, Vitamin E und Hesperidin.
Orangen gibt es schon seit Jahrhunderten. Sie sind also sozusagen ein historisches Obst und entstanden seinerzeit aus einer Kreuzung von Pampelmuse mit Mandarine. Die Fürstenhäuser Europas begehrten die Frucht schon vor über 500 Jahren als ausgesprochenes Luxus-Lebensmittel, den sie kam von weit her: aus China und war dort vor gut und gerne 3000 Jahren unter dem Namen „chinesischer Apfel“ bekannt.